BauSV 4/2023


Messtechnik

Wurzeln aus Nachbars Garten – Schäden durch Wurzeleinwuchs
Abb. 2: Mit Wurzeln zugewachsenes Rohr (i-stockphoto.com/PlacaCameraman)

Petra Ziemer


Wurzeln aus Nachbars Garten – Schäden durch Wurzeleinwuchs


Bäume sorgen in unseren Städten für Wohlbefinden, spenden Schatten und sind oft ein Ort der Ruhe und Erholung. Andererseits können Bäume und Gehölze auch zum Zankapfel werden, insbesondere dann, wenn sie sich ausbreiten und die Äste und Wurzeln in Nachbargrundstücke eindringen. Während bei Ästen die Wuchsrichtung gut zu erkennen und gegebenenfalls einzudämmen ist, wachsen die Wurzeln unterirdisch, in Abhängigkeit von den jeweiligen Bodenverhältnissen, unbemerkt in alle Richtungen. Das kann am Ende zu massiven Schäden an der Infrastruktur führen, und das kann sowohl die eigene als auch fremde Infrastruktur sein. Geschädigte möchten dann gerne wissen, zu wessen Baum die Wurzelfragmente gehören.

Ein zunächst vielleicht noch kleines, gepflanztes Bäumchen wird im Laufe der Jahre größer. Äste und Wurzeln wachsen unweigerlich weiter. Möglicherweise war das Bäumchen anfangs zu nah am Nachbarzaun gepflanzt. Über die Jahre wird daraus ein großer Baum, der sich sowohl oberirdisch als auch unterirdisch immer weiter ausbreitet.

Mehrere Aspekte führen dazu, dass die Bäume zu wenig Wasser finden. Die Trockenphasen nehmen zu, die Bäume stehen unter Stress. Zudem werden Städte und Gemeinden häufig nachverdichtet, wodurch das Wasser immer seltener an die Wurzeln herankommt. Durch die höhere Versiegelungsrate wird Wasser durch Kanäle abgeleitet und fehlt vor Ort. Es kommt zu einer Verknappung des Wassers. Insgesamt trocknen durch diese Effekte die Böden aus.

So wachsen Wurzeln auf der Suche nach Wasser unter anderem in Kanäle ein und verstopfen diese im Laufe der Zeit. Irgendwann kommt es zum Rückstau des Wassers, dann bemerkt der Hausbewohner, dass mit dem Abfluss irgendetwas nicht in Ordnung ist. Manchmal ist es auch nur ein Zufallsfund bei einer Kanalinspektion, insbesondere dann, wenn der Kanal noch nicht gänzlich zugewachsen ist. Gerade in älteren Leitungen genügt ein Haarriss, um den zunächst feinen Wurzelhärchen Eintritt zu verschaffen.

Wie schnell und in welche Richtung Wurzeln wachsen, hängt von verschiedenen Faktoren ab und ist nicht vorherzusagen. Hierzu zählen insbesondere die Bodenverhältnisse, Nährstoffe, Wasser, Standort, ob die Bäume und Gehölze allein oder in Gruppen stehen sowie das Wurzelsystem des Baums. Ist Infrastruktur geschädigt, so muss diese, zumindest im Fall eines verwurzelten Kanals, saniert werden. Mancherorts haben Wurzeln eines Baums (Abb. 1) schon Mauern durchbohrt, Wände und Garagen angehoben. Bekommen Mauerwerke und Wände Risse, muss gegebenenfalls auch ein Architekt oder ein Statiker hinzugezogen werden, um die Statik zu prüfen. Am Ende ergibt sich häufig ein hoher technischer und damit ein finanzieller Aufwand.

Handelt es sich um einen Abwasserkanal, so muss dieser saniert werden. Hat eine Wurzel einmal Eintritt in ein Kanalrohr gefunden, nimmt das Unheil in der Regel seinen Lauf. Das Rohr muss befreit, die Wurzeln herausgefräst und der Kanalabschnitt saniert werden. Hierbei können Kosten im fünfstelligen Bereich anfallen. Sind andere Bauten wie Mauern, Garagen oder Böden betroffen, müssen ebenfalls die Wurzel entfernt und die Bauten saniert werden.

Treten solche Fälle ein (Abb. 2), so hat der Geschädigte natürlich ein Interesse daran zu erfahren, wessen Baum diesen Wurzeleinwuchs verursacht hat. Oft haben Geschädigte dann schnell einen oder mehrere Bäume im Verdacht. Steht der verdächtige Baum nicht auf dem eigenen Grundstück, sondern gegebenenfalls auf einem Nachbargrundstück oder auf Gemeindegrund, kann es hier zu einer Auseinandersetzung kommen, die nicht selten in einen juristischen Rechtsstreit mündet.

Zum einen möchte der Geschädigte natürlich künftig solche Schadensereignisse vermeiden, zum anderen kann es unter bestimmten Voraussetzungen möglich sein, vom Baumbesitzer die Sanierungskosten einzufordern.


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