Abb. 6: Obwohl äußerlich fast intakt erscheinend, ist dieser Pfosten stark verfault

Dirk Lukowsky


Feuchteschäden an Holzfenstern

Spurenlesen, Untersuchungsmethoden, Technik


Einleitung

Jährlich werden in Deutschland etwa 1,5 Millionen Holzfenster eingebaut. Gegen Feuchte sind Holzfenster prinzipiell empfindlich: Holz quillt oder schwindet bei Feuchtewechseln und Pilze können Holz zerstören. Bei einer Durchfeuchtung werden zudem die deklarierten Eigenschaften (CE) bezüglich der Wärmedämmung nicht mehr erfüllt. Holzfenster müssen daher durch eine Beschichtung vor Wasseraufnahme geschützt werden.

Durch geeignete Planung, gute Holzauswahl, sorgfältige Verarbeitung, sachgerechten Einbau und angemessene Pflegemaßnahmen lassen sich dauerhaft schadensfreie Holzfenster herstellen [2, 4]. Wenn es doch zu Schäden kommt, sollten die tatsächlichen Ursachen so genau wie möglich festgestellt werden. In manchen Fällen kann dies bereits durch Augenschein erfolgen. In vielen Fällen ist jedoch eine Materialuntersuchung notwendig, dies betrifft besonders die Verklebung der Eckverbindungen sowie die Ausführung der Beschichtung.

Gründliche Schadensanalysen zeichnen sich auch dadurch aus, dass nicht der erste greifbare Schwachpunkt sofort als alleinige Ursache benannt wird [3]. Viele Schäden entstehen erst durch das Zusammenwirken verschiedener Faktoren: Nur weil eine sehr hohe Baufeuchte über längere Zeit vorhanden war, heißt das nicht, dass dies die entscheidende Ursache für Schäden ist. Und nur weil die Dicke der Beschichtung unter- oder überschritten wird, muss dies nicht zu dem Schaden beigetragen haben.

Blättert die Farbe an einem Fenster ab und wird gleichzeitig festgestellt, dass statt der geforderten 100 µm (0,1 mm) einer deck­enden Beschichtung nur 80 µm aufgebracht wurden, wird oft nicht mehr weiter untersucht, da die Abweichung von der Anforderung offensichtlich ist. Tatsächlich ist die Unterschreitung der Schichtdicke aber nur ein Sachverhalt, der zwar evtl. juristische und technische Konsequenzen haben kann, jedoch allenfalls als eine mögliche Ursache unter vielen für den Befund »abblätternde Farbe« in Betracht gezogen. Wichtigstes Werkzeug zum Beurteilen von Schadensursachen ist die Verteilung der Schäden: außen / innen, oben / unten, lokal / global, diffus / scharf abgegrenzt, folgt / folgt nicht den Holzstrukturen, Himmelsrichtung, Stockwerk [3].


Eckverbindungen

An den gezapften oder gedübelten Eckverbindungen treffen Längsholz und Querholz zusammen. Die Klebverbindung der Fensterecken muss daher zwei Hölzer mit stark unterschiedlicher Quellung und Schwindung dauerhaft verbinden und abdichten. Eine wichtige Anforderung an Holzfenster ist eine dauerhaft dicht geschlossene und kapillarfugenfreie Ausführung der Rahmenverbindungen und der Anschlüsse. In der Praxis wird annähernd immer ausreichend Klebstoff für eine dauerhafte mechanische Verbindung angegeben. Häufig wird jedoch die Wirkung des Klebstoffs als Dichtstoff zu wenig berücksichtigt. Auch wenn der Klebstoff nur im äußeren Millimeter der Eckverbindung fehlt, kann Wasser eindringen und Folgeschäden sind zu erwarten.

Sowohl bei Schäden an der Außenseite von Fenstern als auch bei Schäden an der Innenseite ist eine nicht vollflächige Abdichtung der Eckverbindungen durch Klebstoff einer der wichtigsten Einflussfaktoren. Klebstoff an den Eckverbindungen von Fenstern wird nach wie vor überwiegend manuell aufgetragen (Abb. 1). Um sich die Arbeit des Entfernens von aus der Fuge gedrücktem Klebstoff zu ersparen, kommt es immer wieder vor, dass an den tatsächlich entscheidenden Stellen kein Klebstoff aufgetragen wird.

Ob eine vollflächige Verklebung gegeben ist, kann nur durch zerstörende Prüfungen ermittelt werden (Abb. 2). Idealerweise werden die Eckverbindungen dafür aufgeschnitten und untersucht. Die Verklebung kann auch zerstörungsarm anhand von Bohrkernen geprüft werden (Abb. 3). Zum Verkleben von Eckverbindungen werden üblicherweise Klebstoffe auf der Basis von Polyvinylacetat (PVAc) verwendet. PVAc lässt sich durch Lugolsche Lösung (Iod / Kaliumiodid) oder Iod-Tinktur aus der Apotheke anhand einer typischen rot-braunen Färbung nachweisen (Povidon-Iod funktioniert nicht) [3].


Den ganzen Beitrag können Sie in der Dezember-Ausgabe von »Der Bausachverständige« lesen.
Informationen zur Einzelheft- und Abo-Bestellung

Diesen Beitrag finden Sie auch zum Download im Heftarchiv.

 

NEWSLETTER

Der BauSV-Newsletter bietet Ihnen alle zwei Monate kostenlos aktuelle und kompetente Informationen aus der Bausachverständigenbranche.

zur Newsletter-Anmeldung

Zurück zum Seitenanfang