BauSV 6/2024


Bauschäden

Abb. 1: Indikatorpilz Zerfließende Gallertträne (Dacrymyces stillatus): Das Wachstum von Gallerttränen zeigt das Fehlen eines ausreichenden baulichen Holzschutzes an, da sie an voll bewittertem Holz wachsen. Fruchtkörper an einer Sitzgelegenheit mit Braunfäule nach einem Regentag; oft scheint das Schadbild zu stagnieren, da die Fäule sehr langsam fortschreitet; Befall von Splintholz; Eckbild: alte, eingetrocknete, braune, hornähnliche Fruchtkörper.

Tobias Huckfeldt, Christian Brischke


Fäuleschäden an Holzspielplätzen und ihre Vermeidung

Teil 1


Holz auf Spielplätzen kann zu einem Biotop für verschiedene Pilze werden, wenn der Mensch es zulässt. Die Spanne reicht von Bläuepilzen ohne die Fähigkeit zur Holzzersetzung über langsam zersetzende Moderfäulepilze bis hin zu den holzzerstörenden Basidiomyceten mit geringer bis hoher Holzabbauleistung. Holz wird durch die Nährstoffentnahme der Fäulepilze zerstört; hierzu ist immer ausreichend Wasser im Holz nötig.

Das Fernhalten von Wasser bzw. die Verringerung der Holzfeuchte ist die grundlegende Absicht des baulichen Holzschutzes. Einige Pilze können als Indikatoren gelten, die das Fehlen eines baulichen Holzschutzes anzeigen. Einige Fäulepilze zerstören fast nur das Splintholz, andere vorzugsweise Kernholz und wieder andere beginnen gern im Splintholz (als Starthilfe), um sich dann auch auf das Kernholz auszudehnen. Besonderes Augenmerk wird mit Bildbeispielen auf mögliche Innenfäulen und Holzsortierfehler gelegt.

Durch die Kenntnis der beteiligten Fäulepilze können Sachverständige die verbleibende Standzeit besser einschätzen und Anweisungen für weitere Kontrollen geben. In Teilen kann der Beitrag als Ergänzung zum Fäulepilz-Beitrag im Holzspielplätze-Buch (Beuth, 2023) verstanden werden; daher wurde hier z.B. auf die Abbildungen von Blättlingen verzichtet, mehr Ausnahmen von den Regeln gezeigt und auch eine andere Herangehensweise gewählt: die Einteilung der Pilze nach ihren bevorzugten Abbauwegen.


Anmerkung:
Beschrieben werden in den Bildern Beobachtungen von Fäuleschäden an Spielplätzen und anderen Objekten aus dem GaLa-Bau, die Einzelbefunde sind und sich ggf. nicht immer verallgemeinern lassen; Widersprüche mit Literaturdaten werden z.T. aufgezeigt.


1 Einleitung

Dieser Beitrag zeigt oft vermeidbare Schäden durch holzzerstörende Pilze auf und verweist auf die Bedeutung des baulichen Holzschutzes. Es gilt, frühzeitige Schäden und Ausfälle zu vermeiden und den nachwachsenden Rohstoff Holz durch möglichst lange Gebrauchszeiten zu schonen.

Holz unterliegt dem Stoffkreislauf der Natur vom Werden und Vergehen: Verschiedene Fäulepilze wachsen am und im Holz und entnehmen ihm Nährstoffe für ihr Wachstum. Je nachdem, welche Bestandteile aus dem Holz gelöst werden bzw. wie es nach der Besiedelung und Nährstoffentnahme aussieht, werden verschiedene Fäuletypen unterschieden. Häufig an Spielplatzgeräten sind alle drei Fäulearten: Braun-, Weiß- und Moderfäule (Diagramm 1, siehe auch Kap. 2). Zudem können Schäden durch bakteriellen Holzabbau auftreten. Diese werden hier aber aufgrund ihrer geringen Bedeutung nicht behandelt.

Vorrangig entwickeln sich an bewitterten Nadelhölzern Braunfäuletrameten (Antrodia spp.) und Blättlinge (Gloeophyllum spp.), die teils zu tiefgreifenden Schäden führen. Diese können auch Innenfäulen sein (Abb. 2) oder Holz in der Erd-Luft-Zone (Abb. 3, 16 +17) betreffen. Zudem kommen Gallerttränen (Dacrymyces spp.) vor, die i.d.R. nur zu oberflächlichen Braunfäuleschäden führen und auf ein Fehlen des baulichen bzw. konstruktiven Holzschutzes hinweisen (Abb. 1). »Die Zerfließende Gallertträne ist einer der häufigsten holzbewohnenden Pilze überhaupt« (Jahn, 1979). Allerdings sind den Autoren Innenfäulen bei Gallerttränen unbekannt.

An dauerhaften Laubhölzern hingegen ist eher mit Schicht- und Rindenpilzen sowie mit Moderfäulepilzbefall zu rechnen, aber auch mit einer Reihe von spezialisierten Pilzen wie dem Eichenwirrling (Daedalea quercina), dem Fleischroten Zystidenrindenpilz (Peniophora incarnata) und dem Mediterranen Dauerporenschwamm (Perenniporia meridionalis).

Hinweis: Bei nur oberflächlichem Befall ist eine Moderfäulepilzbesiedlung ein Teil des natürlichen Alterungsprozesses an bewittertem Holz. Zusammen mit Algen und Schmutz bewirkt er, dass die Holzoberfläche an weniger beanspruchten Stellen glitschig wird. Ist die Oberfläche beschichtet, können Moderfäulepilze unterhalb von beschädigten Beschichtungen auftreten.

Durch den umweltökologisch sinnvollen Verzicht auf chemische Holzschutzmittel verändert sich das Artenspektrum der auftretenden Fäulepilze und der bauliche Holzschutz gewinnt zunehmend an Bedeutung. Sensible Arten, wie die oft übersehenen Gallerttränen, kommen zahlreicher vor (Bech-Andersen, 1995; Abb. 1). Die Gallerttränen gehören zu den wenigen Fäulepilzen, die in der Lage sind, bewittertes, luftumspültes Holz – wenn auch langsam – anzugreifen, wie dies auch die Blättlinge (Gloeophyllum spp.) vermögen. Massive Schäden durch alle Fäulearten treten an Knotenpunkten mit Feuchtenestern (auch Wassersäcke) auf.

Der Prozess der Fäulepilzbesiedlung von Holz kann vom Menschen durch geeignete Maßnahmen verlangsamt werden. Dies ist nicht neu, und schon Weissenfeld (1986) notiert: »Im Allgemeinen wird die Gefahr, die durch Pilze droht, maßlos übertrieben, da durch sachgemäßes Vorbeugen ein Befall mit Sicherheit verhindert werden kann.« Bei Holz auf Spielplätzen sind dies in erster Linie bauliche Maßnahmen. Wird der bauliche Holzschutz nicht beachtet und wird auch kein chemischer Holzschutz vorgesehen, ergeben sich kurze Standzeiten für nicht dauerhafte Hölzer (Tab. 1.; Müller, 2008 a, b; Brischke et al., 2019).

Eigene Beobachtungen zeigen, dass kurzfristige Fäuleschäden – innerhalb von sechs Jahren – häufig an Knotenpunkten und/oder in Hölzern, die juveniles (marknahes) Holz oder Splintholz aufweisen, auftreten. Das Splintholz aller Baumarten ist von sich aus nicht dauerhaft, da die Kerninhaltsstoffe fehlen (Dauerhaftigkeitsklasse 5, DC 5, DIN EN 350, 2016). Das juvenile Holz weist oft einen geringeren Extraktstoffgehalt und eine geringere Dauerhaftigkeit als das benachbarte Kernholz auf (Dünisch et al., 2010; Vek et al., 2020; Brischke et al., 2023).


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